Erst einmal: Frohen Valentinstag an alle euch da draußen!
Ja, so schnell kann es gehen und da ist er, der 14. Februar. Egal ob Single, glücklich oder unglücklich vergeben, egal ob der „mega-super-Valentinstag-Fan“ oder der „lasst-mich-mit-dem-Quatsch-doch-in-Ruhe-Typ“ : Um den Valentinstag kommt niemand mehr herum. Was vor allem an dem immer größer werdenden Werbeaufgebot aller möglichen Firmen geschuldet ist. Da entsteht ja fast schon ein „Zwang“, auch als Blogger etwas da zu schreiben. Das habe ich auch bei vielen vielen schon gesehen. Meistens geht es dabei um das „perfekte Outfit“ oder ähnliches (wobei ich das natürlich nicht abwerten will :* )
Ich dachte mir aber, ich mach mal etwas anderes, und bleibe meiner leicht kritischen (oder besser: dekonstruierenden) Linie treu. Selbstverständlich will ich ja aber auch keinen „anti-Valentinstags“-Post verfassen, in dem es nur darum geht, was für ein blödes Werbegetue das doch alles ist. Ich hoffe deshalb, beide Seiten kommen hier auf ihre Kosten:
Valentinstag als (Instagram-)Blogger
Wie oben schon angedeutet kommt man in allen Sozialen Netzwerken – genauso wenig wie auf der Straße – drum herum. Überall gibt es diese Herzchen, diese Geschenktipps (seien sie von Freunden, Bloggern oder Firmen), dieses Rosa (da kann ich mich ja nicht beschweren 😛 ), die Valentinstagsspecials in Fersehen, Serien und Co. und jeder, einfach jeder muss seinen Senf dazu abgeben.
Viele regt genau das ja auf – obwohl sie sich dann eigentlich mal überlegen müssten, dass gerade das dagegen Wettern genauso zur weiteren Etablierung beiträgt, wie das dafür sein auch – denn solange jemand darüber redet, wird es den Valentinstag geben.
Eine der vielen schönen Seiten an dieser Tag ist, dass viele (Instagram-) Blogger von Firmen Geschenke bekommen habe, als kleine Aufmerksamkeit. Ich selbst ja auch, siehe das Titelbild. Klar ist das alles nur eine weitere Art der Werbung, und selbst wenn es keine vereinbarte Kooperation war, und man eigentlich nicht verpflichtet ist, einen Beitrag darüber zu posten – wer macht es denn nicht? Denn natürlich freut sich jeder über Geschenke und Sinn der Social Networks ist es ja, dies anderen mitzuteilen. Klar spekulieren die Firmen genau darauf. Doch das heißt ja nicht, dass man sich nicht einfach mal darüber freuen kann oder? 😉
Ein weiterer Punkt hier ist das oben schon angesprochene Art Pflichtgefühl als Blogger etwas dazu zu schreiben, sei es, weil man es gerne tut, weil das rosa-rote Farbgefühl zum eigenen Stil passt oder aber auch einfach, weil schon seit 2 Wochen JEDER etwas dazu schreibt, und man ja irgendwie mithalten muss. Meistens dreht es sich dabei, passend zu den Blogs bzw. Profilen, um Outfit- und/oder Geschenk-Tipps. Eigentlich immer wird der Punkt: „Das ist nicht nur was für Pärchen“ angesprochen, damit – genauso wie in (fast) allen Serien übrigens – auch wirklich jeder sich angesprochen fühlen kann.
Ist man denn als Blogger wirklich so abhängig davon, dass alle Leute etwas mit dem Post anfangen können müssen, dass man nicht einfach nur aus seiner eigenen Perspektive schreiben kann? Denn seien wir mal ehrlich: Nur das kann jeder am Besten, denn niemand kann sich wirklich in andere hineinversetzen.
Da ich ja hier aber auch als Blogger meinen Senf dazu geben wollte, sollte ich mal lieber nicht zu streng ins Gericht gehen. Ich selbst lese auch super gerne Outfit-Posts, dann steht jetzt halt mal „für den Valentinstag“ drüber – na und?
Jedem, was ihm gefällt :*
Wenn man es googelt …
Spannend – und damit super als Einstieg in den Hauptaspekt dieses Beitrages – wird es schon, wenn man „Valentinstag“ googelt.
Normalerweise kommt IMMER der Wikipedia-Artikel als allererstes. Ok, vielleicht auch nach den bezahlten Werbeanzeigen. Doch genau bei diesem Thema, findet sich Wikipedia erst ganz am Ende der ersten Seite, vorher ist alles voll mit Sonderangeboten und Werbung.
Ist das jetzt ein Zeichen für die ständig weitergehende Kommerzialisierung dieses „Feiertages“? Ist das jetzt schon wie mit Weihnachten ??
Die „Tradition“
Um dies ein klein wenig auseinander zu nehmen, kommt jetzt erst ein kleiner Einblick in die „Geschichte“ des Valentinstages. Ich gebe gleich zu, das meiste ist aus dem lieben Wikipedia, aber es soll ja nur als Hinführung dienen.
So gilt der Valentinstag am 14. Februar als Tag der Liebenden.
Als Herkunftsquelle wird – vor allem auch im allgemeinen Umgang – ein oder mehrere Märtyrer namens Valentinus gesehen. 469 wurde der Tag als Gedenktag von Papst Gelasius aufgenommen und erst 1969 (!!) wieder aus dem Generalkalender gestrichen. Noch immer aber gibt es um den Tag herum Gottesdienste, in denen Ehepaare gesegnet werden.
Auch hier wird als Beginn der Bekanntheit im deutschsprachigen Raum der Blumen- und Süßigkeitenhandel gesehen.
Dies wird ja auch weit verbreitet als Argument genutzt à la: „Der Valentinstag ist doch nur eine Erfindung der Blumenläden!“
Das Datum selbst jedoch wurde schon im Spätmittelalter in England fixiert, an dem Valentinspaare durch Losziehung gebildet wurden, die sich gegenseitig kleine Geschenke und Gedichte schicken. Der Brauch, sich Karten zu schicken entstand dann im Viktorianischen Zeitalter. Durch englische Auswanderer in die USA gebracht, kam die Idee des Valentinstages dann nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland.
Mitterweile ist der Valentinstag in der „ganzen Welt“ verbreitet. Besonders interessant fand ich dabei den Brauch in Japan, bei dem Frauen den Männern selbstgemacht Schokolade schenken, und dann einen Monat später (wenn alles klappt 😉 ) weiße Schoki zurückbekommen. Und ich dachte bei der Folge in Detektiv Conan hätten die sich das nur ausgedacht 😛
In einigen Ländern wird – meist unter Angabe religiöser Pflichten und Gebote/Verbote – der Valentinstag entweder verboten oder versucht einzudämmen.
Besonders interessant fand ich als beginnende Religionswissenschaftlerin auch noch den Versuch der religionsgeschichtlichen Herleitung des Brauches sich Rosen zu schenken aus der paganen Antike. Warum ich hierbei schmunzeln musste, fragt ihr mich lieber privat.
Ist Werbemaschinerie ein Zeichen für das „Abkommen“ vom eigentlichen Wert des Tages?
Nach diesem kurzen Abriss stellt sich nun die Frage, ob vor allem durch die Werbemaschinerie von Blumen zu allen anderen Produkten vielleicht vom eigentlichen Wert / der eigentlichen Bedeutung des Tages abgekommen wird.
Oder stellt sich diese Frage wirklich? Ist es nicht viel interessanter, hier mal wieder ein vorzügliches Beispiel zu haben für die Verwendung der Begriffe Tradition, Abwertung und Kommerzialisierung?
So ist meistens die Rede entweder von
1. „Das ist doch alles nur Geldmacherei“
oder
2. „Der wahre Gedanke der Liebe zählt, schau doch nur in die Geschichte. Wir müssen wieder zurück zum eigentlichen Wert des Tages.“
Wie man mithilfe des oben genannten Kurzabrisses der Geschichte sehen kann, werden hier jeweils nur Teile herausgegriffen und für das eigene Argument genutzt:
1. Hier wird auf die Popularisierung im deutschsprachigen Raum Bezug genommen.
2. Hier geht es um die Person Valentin
Besonders interessant finde ich, dass – zumindest in meinem Umfeld – nie auf den „mittleren“ Teil der Geschichte eingegangen wird, nämlich den, bei dem der Geschenkebrauch eingeführt wurde. So wäre gerade das doch eigentlich ein perfektes Argument für beide Seiten, je nachdem wie es stilisiert wird:
1. „Valentinstag war schon immer nur auf Kommerz bezogen“
2. „Geschenke sind eine Möglichkeit Liebe auszudrücken und wurde so schon früh genutzt, und kann deshalb auch jetzt so weitergeführt werden, ohne dabei den Wert der Liebe zu vernachlässigen.“
Vielleicht benutzt aber auch einfach keiner diese Argumente, eben weil es von beiden Seiten genutzt werden kann, und somit kein Totschlagargument in der jeweiligen Konstruktion von Tradition darstellt.
Denn genau dies passiert hier. Wie so oft wird anhand von einzeln herausgenommenen Teilen Tradition heute in der Gegenwart und immer mit einem bestimmten Zweck geschaffen. Das gleiche ließ sich auch in meinem Post zum indischen Sari zeigen (könnt ihr hier nachlesen), und genau das gleiche findet bei Weihnachten statt.
Tradition, egal welche ist also immer nur eine Darstellung von der Gegenwart in der Gegenwart!
Meine eigene Einstellung zum Valentinstag
Trotz meiner Dekonstruktion, habe auch ich natürlich eine persönliche Einstellung zum Thema Valentinstag. Denn wenn mich dieses Wissen um Konstruktivismus in meinem Leben so stark beeinflussen würde, was ich ja dank meines Studiums auch in vielen weiteren Bereichen habe, könnte ich mich ja für gar nichts mehr begeistern und aus wäre es mit Instagram, Bloggen und Superhelden 😥
Da das nun aber wirklich nicht schön ist, lege ich das meistens ganz gut ab und freue mich in diesem Fall schon auf den morgigen Valentinstag! Mein Freund und ich schenken uns ein paar Kleinigkeiten. Natürlich finde ich auch, dass es keinen solchen Tag brauchen müsste, aber ich selbst finde es immer ein wenig komisch, wenn der eine einem zwischendurch etwas schenkt und man selbst nichts für ihn hat. Dann doch lieber ein Tag, an dem beide schenken 😉
Als ich single war, war mir der Tag relativ egal, ich war auch nicht dieser Typ, der sich davon negativ beeinflussen lässt. Und das sollte auch keiner von euch!
Es ist ja immerhin nur ein Datum, das von euch selbst mit Bedeutung gefüllt werden kann – und wozu gibt es Sonderangebote und Geschenke von Firmen ? 😉
Ein Kommentar zu “Der Valentinstag – von der „Tradition“ hin zum Massenwerbemittel?”